Beobachtungsbericht vom Saturndurchgang vor dem Crab-Nebel (M1)

 

Gestern wollte ich das Hobby Astronomie aus Frust des Spechtelentzugs wieder mal an den Nagel hängen. Aber es kam natürlich glücklicherweise zum xten mal nicht dazu. ;o)

Also, gestern um ca. 17:00 mit anderen Spechtlern über die M1-Bedeckung durch Saturn gesprochen (eher Möchtegernbedecker, ist Saturn zur völligen Bedeckung ein wenig zu winzig ;-)). Wir wollten um 22:00 Uhr die aktuelle Lage peilen, um dann entsprechende Entscheidung zu treffen. Es wurde 22:00 Uhr, und der Himmel war wolkenverhangen. Also wurde die Aktion abgeblasen . sch..... Wolken. Mein C9 musste meinen Frust irgendwie mitbekommen haben, "Alex neeeeein, mich nicht verkaufen". "Ach mein C9, ich verkauf dich doch nicht. Ich bau dich zum riesengroßen Aschenbecher um, sammle Briefmarken, baue ne Modelleisenbahn, oder was auch immer, Hauptsache eine Hobby das unabhängig von diesen blöden Wolken ist". "Ja ja, wie oft hast du das schon gesagt. Jetzt beruhig dich mal wieder und lass uns mal paar Wetterkarten anschauen". Ok, ich also zig Wetterseiten durchforstet. Im Norden Deutschlands taten sich immer größere Wolkenlücken auf. Favorisiert hatte sich so gegen 23:00 das Ländle Niedersachsen. Ab Oldenburg nordwärts hielt sich die Wolkenlücke. Nun schnell den Routenplaner angeschmissen, und einen Ort berechnen lassen, den ich noch in der Dämmerung, einschließlich der Suchzeit für einen geeigneten Spechtelplatz, erreichen würde. Sah ganz gut aus, bis Emden würde ich es locker schaffen, wenn ich spätestens um 24:00 Uhr aufbrechen würde. Hmm, grübel überleg, soll ich das wirklich machen? Kann ein einzelner normaler Mensch so verrückt sein, bei Schneefall, Glatteiswarnung, unsicherer Wetterlage, Temperaturankündigungen von unter -10°C, und über 300km für eine Strecke so etwas zu unternehmen? Keine Ahnung - ich hab´s getan. Entweder bin ich nicht normal, nicht allein - oder einfach ein ARS´ler.  ;o))))

Mein C9 jedenfalls freute sich ein Okular aus: "Juuhuuu huuurraaa, endlich wieder Sterne gucken". Nun alles schnell ins Auto gepackt, was bei dem vor Freude zappelnden C9 gar nicht so einfach war. 0:45 Uhr - Türen zu - check, Öldruck normal - check, Benzin genug - check, CD im Player - check, Zigaretten in der Ablage - check, alle Passagiere an Board - "Ja ja ich bin da" - C9 "check", Triebwerk on - check. Alles klar, A.S.H. frei für Take off - und los ging´s. Bis Kamener Kreuz leichter Schnellfall, was nur vorsichtige Fahrweise zuließ. Danach wurde es trocken, und endlich konnte zügig gefahren werden. Ab Münster den ersten prüfenden Blick zum Himmel, nur Wolken. Laut meiner Berechnung aber Ok, denn erst kurz vor Oldenburg sollten sich die ersten Wolkenlücken auftun. Zu meinem Erstaunen erblickte ich die ersten Sternchen schon bei Neuenkirchen, ca. 146km von Hagen. Das sah ja unerwartet gut aus. Aber das Umfeld war einfach zu hell, außerdem wollte ich nicht gerade an der Wettergrenze spechteln, also weiter gen Norden. Gerade nach weiteren 2km wieder alles dicht, Wolken und Nebel. Mein C9: „Alex lass uns zurückfahren, da waren wenigstens ein paar Sternchen zu sehen – biiiieeeete“. „Nein nix da, ich will Himmel mit kilometerweit ohne Wolken“. „Ok Ok, ich mach jetzt erst mal ne Nickerchen, ich wird sonst vor Aufregung noch verrückt, guts Nächtle“. Was soll ich sagen, das C9 brachte kein Okular zu, tat aber so. Ich hab´s aber genau gesehen, wie der Schlingel gelegentlich mit seinem Oku nach Sternen blinzelte.

Bei der Abfahrt Cloppenburg ging’s dann von der A1 runter, da mittlerweile seit mehreren Kilometer kein Wölkchen mehr zu sehen war.

Tja, und jetzt wohin? Ok, einfach Richtung dem vorher berechneten Ort Emden. Nach dem ich Cloppenburg hinter mir hatte, wurde der Himmel auch zunehmend dunkler. Also runter von der Schnellstraße, und einfach auf Glück in die Pampas. Gar nicht so einfach, im dunkeln einen Spechtelplatz zu finden, vor allem, wenn man sich nicht auskennt. Entweder Häuser mit Weihnachtsbeleuchtung, Waldzonen oder beleuchtete Großställe. Irgendwann hatte ich die völlig Orientierung verloren, links rechts rechts links rechts links links ....

Na ja, nach einigen Feldwegen und Schlaglöchern, Sackgassen und Eisplatten fand ich eine kleine Strasse mit Acker auf beiden Seiten. Da es ein Sackgasse war, schien es ein geeigneter Spechtelplatz zu sein. Also Auto abgestellt, Stativ raus, EQ6 drauf und eingenordet. Oje, was war das denn? Ein nichtidentifizierbares Geräusch kam da von meiner linken Seite. Hmm, wird wohl nix gewesen sein. 3 Minuten später, wieder dieses Geräusch. Jetzt wurde es mir aber mulmig. Schnüffelprobe – nein, es roch nicht nach Maggie (also keine Wildschweine in der Nähe ;-)). Also weiter gemacht. Nach fünf Minuten wieder dieser Geräusch, schien auch näher zu kommen und hörte sich aggressiver an. Jetzt kam Panik auf. Nix wie rein ins Auto, Tür zu und durchatmen. Ok, der Sache wird auf den Grund gegangen. Motor angeschmissen und Fernlicht an. Dann mit einer Ehrenrunde die komplette Gegend unter Fernlichtbeleuchtung untersucht – nix aus Acker und nochmals Acker. Alles klar, Auto abgestellt, Motor und Licht aus, und wieder raus in die Wildnis des Nordens. ;-) Natürlich mit Ohren wie Radarantennen, fixiert auf dieses Geräusch. Tja, fortan war Ruhe. Hmm, keine Ahnung wer oder was das war. Jedenfalls hab ich´s mit dem Fernlicht wohl eingeschüchtert – hach, Schulterklopf.  ;o))))

Nun aber das ungeduldige C9 auf die EQ6 gesetzt, der sich über mich Schissbuchse krümelig lachte. So, jetzt aber nix wie hin auf Saturn. Ohhh, peinlich räusper, das ist ja Jupi. Was soll´s, gönnte ich mir nach dem Stress erst mal einen wunderschönen Blick auf Jupiter. Dann beim zweiten Versuch Saturn im Oku, wie ich das wohl geschafft habe ?  ;o))) Jaaaa, sehr schön dieser Saturn, aber wo ist M1. Alles um Saturn abgegrast, nichts zu sehen von M1. Grübel, die Daten stimmen, ob Saturn einfach zu hell ist und M1 überstrahlt. Statt 100facher Vergrößerung es mit 50facher versucht, nix. Wirklich nix? Irgendwie war um Saturn eine Art ungleicher Halo. Dachte ich erst, das mein Oku durch meine Körperwärme etwas beschlagen wäre. War´s aber nicht. Zur Gegenprobe das C9 noch mal auf Jupi gerichtet, kein Halo. Wieder zurück auf Saturn, und nun alle Oku´s mit den verschiedensten Filter durchprobiert. Keine Ahnung ob an M1 der UHC oder der OIII was bringt, aber in der Kombination mit Saturn hatte ich den Eindruck, dass sich das geglaubte Halo etwas strukturierte. Farbfilter brachten da entgegen überhaupt nix. Also betrachtete ich mir das Schauspiel entweder ohne Filter oder mit OIII oder UHC. Nachdem mir bei –12°C (laut meinem billigem Analogthermometer) fast die Finger abfielen, die Nase wie ein Wasserfall lief und Eiszapfen ansetzte, widmete ich mich nochmals Jupi. Ein absolutes Traumbild, ein wahnsinniges Planetenseeing, was ich so nur ganz selten erlebt hatte, und mit dem C9,25 noch nie. Ich bin wirklich begeistert, welch gutes Planetengerät so ein C9 ist – WAAAAHNSIN!!!

 

Jetzt galt es sich auf den Heimweg zu machen, aber wohin muss ich fahren. Ok, erst mal zu den letzten vier Kreuzungen die ich mir gemerkt hatte. An dem Ortseingangsschild hielt ich kurz  an, wollte doch wissen wo ich eigentlich spechteln war. Unter einer Eisschicht konnte ich den Namen "Resthausen" frei kratzen. Angelangt an der besagten vierten Kreuzung immer noch kein Hinweisschild. Also raus aus dem Auto, Sternhimmel gecheckt und dann in Richtung Südost gefahren. Nach weiteren 2km kam dann das erste nützliche Hinweisschild, Schwein gehabt. In Cloppenburg an einer Tankstelle noch zwei Frühstücksbrötchen gekauft, und dann ab nach Hause.

Nach insgesamt 410km, 4Std. 20 Min. Autofahrt bin ich dann gegen 8:00 Uhr todmüde ins Bett gefallen

 

 

Fazit:

Ein  Schauspiel war für mich der Saturn vor M1 nicht. Ich war eher etwas enttäuscht von dem Gesehenen. Vielleicht habe ich auch nur zuviel erwartet. Hätte ich nicht gewusst das Saturn vor M1 stand, hätte ich das Gesehene als schlechtes Seeing oder beschlagener Optik gedeutet. Gelohnt hat sich der Spechtelausflug dennoch, allein wegen dem absolut tollen Planetenseeing, dem wunderschönen dunklen Himmel, und zu guter Letzt – nach langer Zeit einfach mal wieder eine spontane Aktivität unternommen zu haben.

Auch in unserer hochtechnisierten Zeit mit GPS kann eine Sternennavigation ganz nützlich sein. ;-)

Ungeklärt bleibt aber, warum ich nie die mitgenommenen Handschuhe anziehe. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Überzieher – äääh Handschuhe, kein richtiges Feeling zulassen.  ;o)))

 

 

 

 

Grafische Darstellung erzeugt mit RedShift4

 

Am 5. Januar 2003 durchläuft Saturn den Crab-Nebel (M1). Saturn tritt um ca.23:00Uhr/4.1.2003 in das Zentrum der Gaswolke ein, und zieht dann im oberen Bereich durch M1. Die günstigste Zeit für Beobachtungen dürfte zwischen 0:00 und 5:00 Uhr liegen.

 

Uhrzeit          

 

0:00 Uhr    -   

1:00 Uhr    -   

2:00 Uhr    -   

3:00 Uhr    -   

4:00 Uhr    -   

5:00 Uhr    -   

6:00 Uhr    -   

Höhe über Horizont 

 

 58° 57'

 53° 30'

 45° 43'

 36° 48'

 27° 27'

 18° 09'

 09° 15'

 

 

Eine 24 Std. - Animation  von 16:00 Uhr - 04.01.2003 bis 16:00 Uhr - 05.01.2003!

 

Ihr Browser unterstützt das Plug-In nicht.