Schärfe durch den Einfluss des Spiegelschlags
Der Naturfotograf Fritz Pölking, ein Meister seines Fachs, untersuchte durch viele unterschiedliche Belichtungsserien den Einfluss des Spiegelschlags auf die Schärfe. Der Versuchsaufbau wurde mit folgendem Equipment durchgeführt:
EOS-1 V mit Objektiv 4.0/500
mm und Konverter 1.4x und 2.0x,
auf Gitzo Carbonstativ Nr. G-1349 mit Kirk
Kugelkopf BH-2.
Tabelle 1: 4.0/500 mm, Querformat
|
ohne Stabi |
ohne Stabi |
mit Stabi |
mit Stabi |
ohne Stabi |
ohne Stabi. |
|
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
mit SVA |
mit SVA |
|
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
1/125 sek. |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
1/60 sek. |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
1/30 sek. |
scharf |
scharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
1/15 sek. |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
superscharf |
1/8 sek. |
unscharf |
unscharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/4 sek. |
unscharf |
unscharf |
unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
Zur Tabelle 1:
Im
Querformat mit 500 mm zu arbeiten ist noch relativ harmlos. Bis zur 1/15 sek.
kann man unbesorgt gehen. Aber hier auf dieser Tabelle ist schon zu sehen, wie
mit Stabilisator oder mit Spiegelvorauslösung die qualitativen Möglichkeiten
wachsen.
Tabelle 2: 4.0/500 mm, Hochformat
|
ohne Stabi |
ohne Stabi |
mit Stabi |
mit Stabi |
ohne Stabi |
ohne Stabi |
|
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
mit SVA |
mit SVA |
|
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
1/125 sek. |
unscharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
1/60 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
superscharf |
1/30 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
scharf |
unscharf |
superscharf |
superscharf |
1/15 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
scharf |
unscharf |
superscharf |
scharf |
1/8 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
scharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
1/4 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
scharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
Zur Tabelle 2:
Jetzt im
Hochformat wird es schon bei 500 mm dramatisch. Wer hätte gedacht, dass man mit
'normalen' Objektiven schon bei 1/125 sek. an der Grenze der Möglichkeiten
angekommen ist. Das die Dias sogar mit Kabelauslösung bei 1/60 sek. schon
super-unscharf werden.
Tabelle 3: 5.6/700 mm, Querformat
|
ohne Stabi |
ohne Stabi |
mit Stabi |
mit Stabi |
ohne Stabi |
ohne Stabi |
|
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
mit SVA |
mit SVA |
|
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
1/125 sek. |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/60 sek. |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/30 sek. |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/15 sek. |
unscharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/8 sek. |
unscharf |
unscharf |
scharf |
scharf |
scharf |
unscharf |
1/4 sek. |
unscharf |
unscharf |
scharf |
scharf |
scharf |
unscharf |
Zur Tabelle 3:
Es
ist sehr interessant, 500 mm und 700 mm bei Querformataufnahmen zu vergleichen.
Während bei 500 mm fast noch alles scharf oder superscharf wird, schränkt man
durch einen 1,4x Konverter seine qualitativen Möglichkeiten schon drastisch ein.
Erst mit Spiegelvorauslösung bekommt man superscharfe Bilder.
Tabelle 4: 5.6/700 mm, Hochformat
|
ohne Stabi |
ohne Stabi |
mit Stabi |
mit Stabi |
ohne Stabi |
ohne Stabi |
|
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
mit SVA |
mit SVA |
|
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
1/125 sek. |
unscharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
superscharf |
1/60 sek. |
unscharf |
unscharf |
unscharf |
unscharf |
superscharf |
superscharf |
1/30 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
scharf |
scharf |
1/15 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
scharf |
scharf |
1/8 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
1/4 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
Zur Tabelle 4:
Hochformat mit 700 mm ist praktisch nur möglich mit normalen Objektiven, wenn
man nicht unter 1/250 sek. geht.
Tabelle 5: 8.0/1000 mm, Querformat
|
ohne Stabi |
ohne Stabi |
mit Stabi |
mit Stabi |
ohne Stabi |
ohne Stabi |
|
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
mit SVA |
mit SVA |
|
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
1/125 sek. |
scharf |
scharf |
superscharf |
superscharf |
superscharf |
scharf |
1/60 sek. |
scharf |
scharf |
supercharf |
superscharf |
superscharf |
scharf |
1/30 sek. |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/15 sek. |
unscharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/8 sek. |
unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
superscharf |
scharf |
1/4 sek. |
unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
superscharf |
unscharf |
Zur Tabelle 5:
Diese
Tabelle hat mich am meisten fasziniert: Sie ist eigentlich nicht möglich. Wie
können die Bilder mit 1.000 mm schärfer werden als mit 700 mm? Meine Erklärung
ist der Stabilisator. Manchmal hört man ihn kaum, manchmal leise, aber bei 1.000
mm hört man in richtig arbeiten: er röhrt und grummelt im Objektiv, dass es eine
wahre Freude ist. Wahrscheinlich bewirkt der größere Aktivismus des
Stabilisators bei einer an sich 'wackligeren' Einheit diese bessere Bildschärfe.
Tabelle 6: 8.0/1000 mm, Hochformat
|
ohne Stabi |
ohne Stabi |
mit Stabi |
mit Stabi |
ohne Stabi |
ohne Stabi |
|
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
mit SVA |
mit SVA |
|
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
1/125 sek. |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/60 sek. |
unscharf |
scharf |
unscharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/30 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
scharf |
scharf |
unscharf |
1/15 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
1/8 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
1/4 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
scharf |
s.-unscharf |
Zur Tabelle 6:
Auch hier
ist wieder der erstaunliche - und von mir in dieser Größenordnung - nicht
erwartete Unterschied in der Bildschärfe zwischen Quer- und Hochformataufnahmen
ganz deutlich erkennbar. Schlichte Erkenntnis: Um mit 1.000 mm scharfe Aufnahmen
zu machen mit 1/30 sek., braucht man einen Stabilisator der zweiten Generation
(der auch vom Stativ aus arbeitet), und für superscharfe mit 1/60 sek. eine
Spiegelvorauslösung.
Tabelle 7: 11.o/1400 mm, Querformat
|
ohne Stabi |
ohne Stabi |
mit Stabi |
mit Stabi |
ohne Stabi |
ohne Stabi |
|
ohne SVA. |
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
mit SVA. |
mit SVA |
|
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
1/125 sek. |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/60 sek. |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
superscharf |
scharf |
1/30 sek. |
unscharf |
scharf |
unscharf |
scharf |
scharf |
unscharf |
1/15 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
unscharf |
1/8 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
unscharf |
1/4 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
unscharf |
Zur Tabelle 7:
Erfreulich, dass man auch mit 1.400 mm, also mit zwei hintereinander
geschalteten Konvertern, noch superscharfe Fotos machen kann.
Tabelle 8: 11.o/1400 mm, Hochformat
|
ohne Stabi |
ohne Stabi |
mit Stabi |
mit Stabi |
ohne Stabi |
ohne Stabi |
|
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
ohne SVA |
mit SVA. |
mit SVA |
|
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
Kabelauslöser |
Handauslös. |
1/125 sek. |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
1/60 sek. |
unscharf |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
scharf |
1/30 sek. |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
scharf |
unscharf |
scharf |
1/15 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
unrscharf |
unscharf |
scharf |
1/8 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
1/4 sek. |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
unscharf |
unscharf |
s.-unscharf |
s.-unscharf |
Zur Tabelle 8:
Im
Hochformat sieht es erwartungsgemäß natürlich etwas böse aus: Mit 1/250 sek.
oder 1/500 sek. würde man hier vielleicht noch superscharfe Bilder bekommen.
Helfen würde sicher auch ein zweites Stativ, wenn kurze Verschlusszeiten wegen
der Lichtverhältnisse nicht zu erzielen sind, und man keine hochempfindlichen
Filme einsetzen will.
Allgemeines:
Zuerst einmal muss man sagen, dass die Ergebnisse nur für meine Ausrüstung und meine Arbeitsbedingungen gelten. Ich habe den obigen Test zweimal gemacht um Zufälligkeiten auszuschließen. Man kann sie nur als Anhaltspunkt nehmen, muss sie aber für jede andere Ausrüstung und Situation neu testen, weil die Ergebnisse abhängig sind von Stativ und Kugelkopf, von der Auszugshöhe, vom Untergrund (auf Beton wird es andere Ergebnisse geben als auf einem Moospolster oder einer Wiese).
Kabelauslöser oder Hand
Eine sehr interessante Erkenntnis war, dass Querformataufnahmen oft schärfer wurden, wenn man einen elektrischen Kabelauslöser benutzt (vor allem bei der Spiegelvorauslösung), Hochformataufnahmen aber, wenn man mit dem Finger den Auslöser niederdrückt. Die Erklärung: Bei Querformataufnahmen geht die Bewegungsenergie von Verschluss und Spiegel nach unten in das Objektiv und in Kugelkopf und Stativ. Bei Hochformataufnahmen wird sie aber zur Seite gelenkt, und da hilft die Hand welche die Kamera festhält, einen Teil der Bewegungsenergie zu vernichten, bevor sie in Bewegung übergeht.
Spiegelvorauslösung.
![]() |
Diese - mit einem Laserpunkt - gemachte Grafik von Bob Atkins zeigt die Erschütterungen, die durch den Spiegelschlag verursacht werden. |
Allerdings ersetzt der Stabilisator auf keinen Fall eine gute Spiegelvorauslösung, wie dieser Test auch zeigt. Bei manchen Brennweiten und Verschlusszeiten werden die Bilder mit Stabilisator superscharf, und wenn man weit in die langen Brennweiten und langen Zeiten geht, dann versagt auch der Stabilisator alleine und nur mit Spiegelvorauslösung gelingen noch unverrissene Aufnahmen. Wie scharf würden sie erst mit beiden zusammen, mit Stabilisator und gleichzeitiger Spiegelvorauslösung?
Nach Pölking ist eine Spiegelvorauslösung eminent wichtig bei Nahaufnahmen von Pilzen, Schmetterlingen, Libellen usw. und zwar immer dann, wenn man Zeiten benutzt, die länger als 1/30 sek. sind. Besonders bei Hochformataufnahmen und Brennweiten von 200 oder 300 mm. Bei 105 mm Makroobjektiven fallen die Unschärfen durch den Spiegelschlag nicht so drastisch aus. Der Grund ist wahrscheinlich, weil bei dieser Brennweite die Kamera auf dem Kugelkopf befestigt wird und nicht das Objektiv mit einer Schelle, und daher die Kamera nicht frei schwingend hinter dem Objektiv sitzt.
Im Prinzip sollte man alle Landschaftsaufnahmen, alle Nahaufnahmen und alle Tieraufnahmen ( zumindest die, wo es nicht auf absolute Schnelligkeit ankommt), immer mit der Spiegelvorauslösung machen. Es macht doch eigentlich wenig Sinn, superteure L, ED oder APO-Objektive für 1.000,- bis 25.000,- Euro zu kaufen, um sicher zu sein, hochwertige Objektive zu haben, die eine fantastische Schärfe abliefern, um dann die letzte mögliche Schärfe 'mutwillig' wieder zu verschenken, in dem man sie sich durch den Spiegelschlag - sichtbar oder unterschwellig - ruinieren oder mindern lässt.
Brennweite |
Verschluss- |
Auflösung |
Auflösung |
Gewinn an |
in mm |
in Sek. |
in l/mm |
in l/mm |
in % |
135 |
5 |
53 |
64 |
21 |
300 |
5 |
31 |
31 |
0 |
400 |
5 |
24 |
24 |
0 |
(C) by A.Cremer |
Die
amerikanische Fotozeitschrift POPULAR PHOTOGRAPHY brachte im Juni 1999 einen
ausführlichen Test über den Einfluss des hochklappenden Spiegels auf die
Bildschärfe. Hierfür wurden auf einem Stativ Linienmuster mit und ohne
Spiegelarretierung mit verschiedenen Verschlusszeiten fotografiert.
Die oben in deutsche übersetzte Tabelle aus dem genannten Heft zeigt, dass der
Spiegelschlag auch bei relativ kurzen Brennweiten einen katastrophalen Einfluss
auf die Bildschärfe ausüben kann.
Bei 135 mm beträgt die Auflösung ohne Spiegelvorauslösung 30 Linien pro mm, aber
mit Spiegelvorauslösung 60 Linien pro mm, also bewirkt einen Schärfegewinn um
satte 100 Prozent.
Bei 400 mm Brennweite beträgt die Auflösung bei 1/15 sek. 11 Linien pro mm ohne
Spiegelvorauslösung, aber 30 Linien pro mm mit ihr. Also ein unglaublicher
Schärfegewinn um 172 %.
Diese Daten beziehen sich auf Querformatfotos, bei Hochformataufnahmen wäre der
Unterschied noch drastischer ausgefallen.
Texte und Grafiken teilweise durch Alexander Cremer redigiert.
Original Texte und Grafiken (wenn keine andere Nennung), mit freundlicher Genehmigung von Fritz Pölking